Ich stehe vor dem Eingang des Westside Krankenhauses, meinem Arbeitsplatz, eigentlich arbeite ich sehr gerne hier, aber wenn ich jetzt hier bin, versetzt es mir jedes mal einen Stich im Herzen.
Bevor ich eintreten hole ich nochmal tief Luft, ehe ich mich dazu bewegen kann in das Gebäude zu gehen.
Mein Ziel das Zimmer 404 auf der Intensivstation, der Weg hat sich mittlerweile so in mein Gedächtnis gebrannt das ich wie Hypnotisiert den Weg zu dem Zimmer finde.
Das Zimmer liegt im vierten Stock auf der anderen Seite des Flures, auf dem Weg dorthin, ignorierte ich das komplette treiben der anderen.
Mit jedem Schritt den ich diesem Zimmer näher komme merke ich wie ich immer kopfloser werde.
Meine Langen Kupferfarbenen Haare, sind zu einem leichten Pferdeschwanz zusammengebunden und trotzdem sind sie so zerzaust, das es so aussieht als wäre ich gerade erst aus dem Bett gefallen.
Mit Zittriger Hand drücke ich die Türklinke nach unten, betrete das kühle Zimmer und lasse mich wie jedes mal auf dem Stuhl neben seinem Bett nieder.
Mit meiner linken Hand streichelte ich leicht seine, um ihm zu signalisieren das ich da bin, so wie ich es jeden Tag tue, es ist schon fast zu einer art Ritual geworden.
Der Intensive Gestank von frischem Desinfektionsmittel steigt mir in die Nase und obwohl ich mich langsam an diesen Strengen Geruch gewöhnt habe, ist das Maß langsam voll.
Mein Blick schweift über seinen Körper, auch wenn es nun schon länger so ist, kann und will ich mich einfach nicht daran gewöhnen wie leblos er aussieht.
Ausgelaugt und Gebrochen musterte ich ihn, während meine Hand weiterhin auf seiner ruht.
Seit mehr als 20 Monaten ist es nun schon so, kein Tag davon ließ ich ihn allein, ich war jeden Tag dort wenn es auch nur für ein paar Minuten war, aber ich war da.
Jeder Tag war gleich. Jeden Tag saß ich an seinem Bett.
Mal sah ich einfach stundenlang an, mal beobachtete ich seinen Herzschlag auf den Maschienen die ihn noch am Leben halten und hoffe das er wieder aufwacht.
Ich habe mal gelesen das Menschen die im Koma liegen mitbekommen wenn man mit ihnen spricht, also redete ich mit ihm jeden Tag.
Ich wusste zwar nie ob er mich wirklich hören konnte, oder ob er überhaupt verstandt was ich sagte aber es fühlte sich gut an das es eine Chance gab das er mich hörte.
☆Ich gebe die Hoffnung nicht auf, ich weiß das du aufwachen wirst. Und wenn es soweit ist, werde ich hier sein, egal wie lange es auch dauern mag.☆
Noch in Gedanken versunken, bemerkte ich kaum wie Chris begleitet von einer der Schwestern in das Zimmer kam, ich schenkte den beiden wenig Beachtung da ich wusste das Zeit für die Visite war.
Ich ging davon aus das sie wieder einige Routine checks machen würden und die Maschinen kontrollieren, aber diesmal war es anders.
Die Schwester stellt sich mir gegenüber hin, während Chris neben mir stehen blieb und mir eine Hand auf die Schulter legt.
"Guten Tag, ich bin Nina, ich arbeite erst seit kurzem hier, daher kennen wir uns noch nicht.
Chris hat mir schon viel von dir und dem Patienten erzählt.
Aber jetzt kommen wir bedauerlicherweise zu dem Thema weswegen wir eigentlich hier sind...es sind nun schon mehr als 20 Monate, und Chris sagt, der Hirnschaden ist zu groß, als das er nochmal aufwacht" teilt die Schwester mir mit, während sie mir einen höflichen aber auch Mitfühlenden Blick zu wirft.
"Aber ihr wollt doch nicht etwa..." flüstere ich so leise, dass sie es wahrscheinlich noch nicht einmal gehört haben.
☆Nein, das dürft ihr nicht, er lebt noch, ich weiß das er noch lebt.☆
Chris sah mich an und sagte:" Wir können leider nichts mehr für ihn tun, das Ärztin Team hat sich beraten und...in ein paar Stunden werden die Geräte abgestellt".
Jegliche Freude verließ meinen Körper, ein kloß bildete sich in meinem Halsich, ich ließ meine Schultern hängen, nicht dazu fähig auch nur ein Wort zu sagen, brach ich in Tränen aus.
Es fühlte sich an, als würde die Welt und alles um mich herum stehen bleiben, und im nächsten Moment zusammen brechen.
Unter Tränen dachte ich an unsere Gemeinsame Zeit, wie Glücklich aber auch Schwierig sie war, und ich dachte an diesen einen Tag der unser beider Leben verändern sollte.
~Vor 20 Monaten
Ich hatte gerade meinen ersten offiziellen Tag als Ärztin im Westside Hospital hinter mir als ein Notruf einging.
Ein Auto war von der Fahrbahn abgekommen und kollidierte mit einem LKW.
Das Auto stürzte daraufhin 15 Meter in die Tiefe.
Der LKW kippte aufgrund des aufpralles auf die Seite.
Nach Angaben des Rettungsdienstes, die samt Feuerwehr schnell vor ort waren, konnten sie den Fahrer des LKW's zwar mit teils schweren Verletzungen und schockzustandt aber außer Lebensgefahr in ein anderes Krankenhaus bringen.
Der Fahrer des Autos ein etwa mitte 20 jähriger junger Mann wurde hinter dem Steuer eingeklemmt und musste von der Feuerwehr aus seinem Auto befreit werden.
Über den jetzigen Zustand des jungen Mannes ist noch wenig bekannt, uns wurde jedoch mitgeteilt, dass er noch während des Transportes ins Krankenhaus reanimiert werden musste.
Schnell nahm ich meinen Kittel und lief zum Eingang, um gleich da zu sein zu können, wenn der Rettungswagen ankommt.
Als der Chefarzt Chris mich sah, lief er rasch auf mich zu und sagte:" Bitte...du hast gerade einmal deinen ersten Tag hinter dir, und auch wenn du hier als Ärztin arbeitest, du bist noch zu unerfahren für einen Unfall wie diesen."
Als ich gerade protestieren wollte, bemerkte ich den Ausdruck seiner Augen.
Seine sonst so hellen Augen waren plötzlich trüb und traurig, ich wusste gleich das hinter diesem Unfall und diesem Patienten weit aus mehr steckt als ich bis dahin wusste.
In nächsten Moment öffnete sich die Tür der Notaufnahme und der junge Mann wurde mit Sauerstoff Maske und übersäht mit Wunden in die Notaufnahme gefahren.
Ehe ich auch nur daran denken konnte den Patienten in Empfang zu nehmen, um ihn mir näher anzusehen hält Chris mich auf und sagte knapp: ,,Warte hier auf mich, ich bin gleich wieder da".
Daraufhin ließ er mich stehen, und lief selbst hin, um die ersten Infos über den Zustand des Patienten zu erfragen.
Im selben Atemzug, wies er zwei Schwestern lautstark an, ihn gleich hoch in das erste Zimmer auf die Intensivstation zu bringen.
Noch immer verwirrt über das was gerade passiert ist und die Reaktion von Chris, stand ich wie eingefroren am Eingang der Notaufnahme, während ich daran dachte, wieso Chris versucht mich unter allen Umständen vom Patienten fernzuhalten.
Mit diesen Gedanken, im Hinterkopf, lief ich zu den Aufzügen, um trotz der Anweisungen von Chris auf die Intensivstation zu fahren, und mir selbst ein bild vom Patienten zu machen.
Gerade als sich die Türen des Aufzuges schlossen, streckte jemand seinen Arm durch die Tür, es war Chris, er stieg zu mir in den Aufzug und ich dachte, ich könnte mich auf eine Standtpauke gefasst machen, da ich seine Anweisungen missachtet hatte aber stattdessen setzte er langsam und ruhig zum reden an:"Emma, wir kennen uns doch schon so lange, und ich habe überhaupt keine Zweifel an deinem können als Ärztin, aber vertrau mir, überwinde deine sturheit, geh nach hause und überlass den Patienten mir!"
Ich dreht mich bereits leicht genervt zu ihm um und antwortete ihm energisch:" Chris jetzt hör mir mal zu, es mag vielleicht sein das du mich vor irgendwas schützen willst, oder was auch immer aber ebend weil wir uns schon so lange kennen müsstest du wissen das ich hart dafür gearbeitet habe jetzt hier zu stehen und Menschen zu helfen. Was wäre ich wohl für eine Ärztin wenn ich jetzt aufgebe nur weil die Herausforderung größer ist, als üblich. Herausforderungen gehören zum Leben dazu, wir wachsen daran, also bitte tu mir den gefallen und lass mich machen".
Als sich die Türen des Aufzuges auf der Intensivstation wieder öffneten, lief ich gleich in Richtung des Zimmers, in das der junge Mann gebracht worden war, ohne auch nur daran zu denken, mich umzudrehen, um zu schauen ob Chris mir folgte oder nicht.
Das erste Zimmer der Intensivstation lag am Ende des Flures, auf dem Weg dorthin, ignorierte ich das komplette treiben der anderen, damit alles so steril wie möglich blieb, durfte man nur in voller Montur in die Zimmer.
Also zug auch ich mir vor betreten Kittel, Haube, Mundschutz, Schuhüberzieher und Handschuhe an.
Kurz bevor ich das zimmer betreten konnte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich leicht zurückzog.
Ohne mich umzudrehen konnte ich war mir bereits klar das es Chris war. Ich drehte mich zu ihm um, und sah ihm genau ins Gesicht.
"Emma, bitte ich bin jetzt ganz ehrlich zu dir, ich wusste von Anfang an wer der Verunfallte ist und ich habe meine Gründe dich nicht zu ihm zu lassen. Ich kann dir nichts vorschreiben, aber als Freund sage ich dir, geh da nicht rein"
Doch so stur wie ich war ignorierte ich seine bitte und ging in das Zimmer.
Wenn ich jetzt im Nachhinein darüber Nachdenke, hätte ich doch auf ihn hören und nach Hause gehen sollen, denn als ich das Zimmer betrete, und dem Bett des jungen Mannes immer näher komme, merke ich, wie mir unwohl zu Mute wird und mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft.
Mir stockt der Atem, ist das gerade Real?
Nein!! Das kann nicht sein.
Ich musste die Zähne zusammen beißen um nicht gleich los zu heulen.
Ich versuchte meine Tränen durch ununterbrochenes blinzeln, zurück zu halten, doch vergeblich, sie strömten schon im nächsten Moment aus meinen Augen und waren nicht mehr zu stoppen.
Meine Beine und Hände begannen zu zitterten.
Meine Augen waren Rot und brannten, meine Mascara verschmierte durch die Tränen, und ich musste mehrmals blinzeln, um wieder eine klare Sicht zu bekommen, bis mir schmerzlich bewusst wurde, warum Chris mich vom Patienten fernhalten wollte, denn der Patient war sein Bester Freund und mein Freund.
Für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen, mein Freund, lag Schwerverletzt, umgeben von Schläuchen und Maschienen, die ihn noch am Leben hielten vor mir.
Zitternt Streichelte ich seine kalte Hand, und es fühlte sich an als wäre die Zeit stehen geblieben, ich musste mich zwingen wieder normal zu atmen...ich spürte wie mein Blut begann langsam wieder durch meinen Körper zu pumpen.
Ich wusste nicht, wo mir der Kopf standt, es war als hätte meine Seele meinen Körper verlassen und dort im Zimmer hätte nurnoch ein Leere hülle gestanden.
Es verstrichen einige Minuten bis ich mich einigermaßen gefangen hatte, und wieder dazu in der Lage war halbwegs klar zu denken.
Ich musste raus aus diesem Raum, weg von dieser Situation, also beschloss ich Chris zu suchen und ihn um mehr Infos über den Zustand meines Freundes zu bitten.
Schließlich fand ich Ihn im Schwesternzimmer der Intensivstation vor, wie er gerade mit einem unserer Kollegen das weitere Vorgehen bespricht.
Ich stand an der Tür des Schwesternzimmers und wartete ungeduldig, darauf das sie ihr Gespräch beendet
Obwohl auf der Intensivstation wie immer großes treiben herrschte und immer wieder Schwestern und ärzte an mir vorbeiliefen, nahm ich meine Umgebung nurnoch im Tunnelblick wahr.
Während ich noch völlig neben mir stand, schien Chris sein Gespräch beendet und mich bemerkt zu haben, den er lief geradewegs auf mich zu.
Ich wollte gerade zum Reden ansetzen, als Chris mir eine Hand auf die Schulter legt und sagt:"Es tut mir so leid Emma, das muss sicher ein schock für dich gewesen sein. Ich wollte dich wirklich vor diesem Augenblick bewahren.
Ich kenne euch, und ich weiß, wie viel ihr schon gemeinsam durch gemacht habt und das es dich innerlich zerreisen würde ihn so dort liegen zu sehen."
Nach einer kurzen Pause, die sich aber anfühlt wie eine ewigkeit antwortete ich ihm mit zittriger Stimme und Tränen in den Augen: "Bitte, sei ganz ehrlich zu mir, wie ist sein derzeitiger Zustand?
Er öffnete seine Akte und sagte so einfühlsam wie nur möglich: "Er hatt mehrere Knochenbrüche, Abschürfungen und Hämatome. Außerdem schwere Kopfverletzungen, innere Verletzungen der Organe und ein Schleudertrauma. Sein Zustand ist zwar derzeit stabil, aber er liegt im Koma, es ist ungewiss wann und ob er nochmal aufwachen wird, es ist mir ein Rätsel wie er das Überleben konnte aber er hatte wohl einen Großen Schutzengel bei sich!"
An seiner Stimme kann ich erkennen, das auch er mit den Tränen zu kämpfen hat.
Ich versuchte, nicht zu weinen, doch vergeblich ich spüre, wie mir eine Träne nach der anderen über die Wange rollt.
Mein Körper fühlt sich leer an, meine Knie geben nach, ich sinke vor Chris zu Boden und dann war alles Schwarz.
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