— Ich zeige dir das Leben
Geschrieben von Pitt
Es war wieder einmal einer dieser verregneten und trostlosen Tage.
Ich war am Boden zerstört, wie man so schön sagt.
Der Kaffee schmeckte wie Spülwasser und mein Kater schlief auch die ganze Zeit.
„Ich muss hier raus, sonst werde ich noch verrückt“, dachte ich so bei mir.
Also schnappte ich mir meine Regenjacke und beschloss, ein wenig in den nahegelegenen Park zu gehen.
Waldi, mein Dackel, bekam das Ganze mit und meldete sich mit einem
lauten Gebell.
Weiß der Kuckuck, wo er seine Leine herhatte, aber er hatte sie in seiner kleinen Schnauze und wedelte mit seinem Schwanz.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als wie den kleinen Kerl mitzunehmen.
Na ja, der Kater interessierte sich nicht für unseren Spaziergang, denn er bewegte sich keinen Millimeter.
Wir waren schon ein seltsames Paar, als wir beide das Haus verließen und uns aufmachten in Richtung Park.
Waldi sprang mit lautem Gebell ein ganzes Stück vor mir hin und her, und ich folgte ihm missmutig.
Wie kann der kleine Kerl mit seinen kurzen Beinen nur so rennen, dachte ich.
Das Wetter machte keine Anstalten, sich zu bessern. Im Gegenteil, es war feucht und diesig, halt schlechtes Wetter eben.
Ich sah Waldi noch hinter einer Biegung verschwinden und hörte dann sein aufgeregtes Gebell und grübelte nach, was hat er jetzt schon wieder angestellt?
Ich beschleunigte meine Schritte, und dann sah ich ihn auch schon.
Er saß ganz aufgeregt vor einem alten Mann und dabei kläffte er ihn unentwegt aufgeregt an.
Der alte Mann beugte sich zu ihm herunter und streichelte ganz zart seinen Kopf und meinte:
„Was für ein süßer kleiner Kerl bist du denn?“
,,Entschuldigen Sie sein Benehmen, das macht er sonst nie“, meinte ich ganz verstohlen und nahm ihn an die Leine.
"Wir beide wollten uns nur ein wenig die Füße vertreten, weil ich so missmutig bin und zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf."
"Das macht doch nichts, ich sitze hier den ganzen Tag auf dieser Bank und freue mich immer über ein wenig Abwechslung.
Aber warum bist du so übel gelaunt, mein junger Freund?"
äußerte er und klopfte mir dabei auf die Schulter.
„Ach, ich bin schon die ganzen Tage so schlecht gelaunt und dann noch das schlechte Wetter. Das zieht mich in ein ganz tiefes Loch“ , antwortete ich ganz traurig.
Wenn ich gewusst hätte, mit wem ich mich hier unterhielt, hätte ich dem alten Mann niemals von meinen Sorgen erzählt.
„Komm, setz dich zu mir und Waldi nehmen wir auf den Schoß, dann hört ihr beide mir mal zu, was ich euch jetzt erzähle.“
„Ich werde euch nun zeigen, wie schön es ist, auf dieser Welt zu leben und das auch bei schlechtem Wetter.“
Während er leise mit mir sprach, merkte ich, dass ich plötzlich ganz schläfrig wurde und von seinen Worten nichts mehr mitbekam.
***
Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber was ich wusste, dass ich mich nicht mehr auf dieser Bank im Park befand.
Waldi und ich standen auf einer grünen Anhöhe, umgeben von riesigen Bergen.
Und in der Ferne glaubte ich, das Rauschen der Brandung zu hören.
Ich musste mich wohl auf einer Insel befinden, und dachte gleichzeitig, wie wir beide wohl da hingekommen sind?
Waldi tobte und rannte über die Anhöhe und freute sich seines Lebens.
Ich schaute mich um und bemerkte, dass die Anhöhe voller Leben war.
Überall Blumen in einer Farbenpracht, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
Und während ich mich an diesem wunderschönen Anblick ergötzte, vernahm ich, wie durch eine Nebelwand, die Stimme des alten Mannes.
„Wundere dich nicht, du befindest dich hier auf der Insel, auf der das ganze Leben dieser Welt entstand.
„Jeder Baum, jeder Strauch, jede Blume und jedes Tier und mag es noch so groß sein, hat seinen Ursprung von dieser Insel.“
„Schau dich nur um und entdeckte die Schönheit und das Wunder des Lebens.“
Und da regte ich mich über ein paar schlechte Regentage auf und übersah dabei, wie schön die Natur doch sein kann.
Meine Trübsinnigkeit war verflogen und ich bemerkte, wie sich um mich herum wieder alles aufzulösen begann.
Ich fühlte mich plötzlich so leicht an.
Mir war’s, als ob ich fliegen würde und tatsächlich befand sich neben mir eine kleine Gruppe von Gänsen.
Und ich mittendrin, nein, das konnte doch nicht möglich sein?
Sollte etwa der alte Mann wieder seine Finger im Spiel haben, zuzutrauen wäre es ihm.
Und plötzlich schnatterte eine große Gans mir etwas zu, was ich aber nicht richtig verstanden hatte.
Da begriff ich, was Leben heißt.
Diese Leichtigkeit, die Ausdauer und auch die Präzision ihres Fluges.
All das zeigte mir der alte Mann.
Während ich noch von dem Flug der Gänse fasziniert war, verschluckte ich beinahe das Meerwasser, welches ich versehentlich einatmete.
Jetzt bist du auch noch ein Fisch und du schwimmst im Meer.
Hunderte bunter Fische schwammen an mir vorbei und tief unter mir tauchte ein riesiger alter Wal auf.
Er schaute mich mit seinen freundlichen, tellergroßen Augen an und schubste mich in einem fort, an.
Ich konnte es nicht begreifen und doch befand ich mich an einem Punkt, an dem ich zu verstehen begann, was der alte Mann mir sagen wollte.
***
Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich fort war, es kam mir aber vor, als wären es Tage gewesen,
als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte und mich schüttelte.
,,Wach auf, mein junger Freund, deine Reise durch das Leben ist zu Ende.“
Es war der alte Mann, der mit mir sprach und mich dabei anlächelte.
Ab da wusste ich, was es bedeutet, am Leben zu sein.
Er hat es mir auf eine Art und Weise gezeigt, die ich wusste und begriff, das Leben mit ganz anderen Augen zu betrachten.
Keine Spur von Missmut, keine Trübsinnigkeit, alles war wie weggewischt.
Waldi, mein Dackel sprang auch ausgelassen um mich herum und ich stand wieder dem alten Mann gegenüber.
,,Wer bist du?“
Ich fragte ihn auf eine Art und Weise, wie ein Kind fragt, wenn es etwas nicht versteht.
,,Wer oder was ich bin, ist unwichtig, du würdest es doch nicht begreifen, fest steht nur, dass ich dir das Leben auf eine Art und Weise erklärt habe, sodass du es auch begreifst.
„Glaub mir mein Sohn, das Leben ist wunderschön, nur du musst es auch leben.“
Während er noch mit mir sprach, begann er sich aufzulösen und ich wusste, das konnte nur Gott gewesen sein, der mir das Leben gezeigt hatte.
Oder hätte ich das Ganze vielleicht auch nur geträumt?
Ab diesem Zeitpunkt der Begegnung im Park lebe ich viel bewusster und genieße auch die schlechten Regentage.
Ende
Copyright ©️ 2023 Pitt 😎
Merci pour la lecture!
Nous pouvons garder Inkspired gratuitement en affichant des annonces à nos visiteurs. S’il vous plaît, soutenez-nous en ajoutant ou en désactivant AdBlocker.
Après l’avoir fait, veuillez recharger le site Web pour continuer à utiliser Inkspired normalement.