andrea-hinze Andrea Hinze

Band 3 der Freundschaftsreihe. <><><><><> „Die Liebe ist mächtiger als das Schicksal." (Giovanni Boccaccio) Durch einen schicksalshaften Augenblick wird Dans Leben gehörig durcheinandergewirbelt. Große Veränderungen stehen ins Haus und die Angst allein zu sein ist übermächtig. Vertrauen in Freundschaften und wahre Liebe ist wichtiger den je. Nicht zu vergessen sich selbst Mut zuzusprechen damit man diese schwierige Zeit überstehen kann. Eine Person, unsichtbar wie ein Phantom und stets einen Schritt voraus, versucht alles um Dans Welt zum Einsturz zu bringen. Wenn die Freunde nicht aufpassen, wird alles, was sie sich gemeinsam aufgebaut haben in Schutt und Asche gelegt.


Drame Tout public. © by Andrea Hinze

#Danstevens #sebastianstan #BenedictCumberbatch #Liebe
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1. KAPITEL

Dan


Vorsichtig gleitet meine Hand zur Bettseite neben mir. Ich wage es nicht, die Augen zu öffnen. Die Fingerspitzen berühren vorsichtig das kühle Laken und erfühlen - Nichts. Ich komme nicht umhin einen Seufzer, tief aus meinem Inneren, entfleuchen zu lassen. Trauer, tiefe Trauer, überkommt mich erneut. So geht das jetzt schon seit jenem verhängnisvollen Tag im Dezember. Ich bin allein. Allein in diesem großen Haus. Allein mit meiner Trauer. Mutterselen allein mit meinem gebrochenen Herzen. Doch im Grunde will ich es nicht anders. Ich möchte allein sein.
Elendig langsam hieve ich mich aus meinem Bett.
Ganz so als hätte es mein Erwachen bemerkt, meldet sich mein Smartphone mit der Erinnerung, dass heute die Beerdigung ist. Erneut tief seufzend fahre ich mir mit der Hand über das Gesicht. Heute war er also, der große Tag. Der traurige Tag. Der, um den man nicht umher kommt.
Traurig wische ich die Erinnerungsnachricht weg und schlurfe ins Badezimmer. Mein Butler Banes hatte mir bereits den Anzug herausgelegt. Dazu einen schwarzen Stockschirm und einen niedrigen Zylinder. Meine Augenbraue wandert in Richtung Haaransatz. Natürlich, wenn eine Person aus der Oberschicht beerdigt wird, ist taktvolle Kleidung angebracht. Und ich bin, ob es mir passt oder nicht (in den vergangenen Tagen war es mir weniger angenehm) ein Lord. Und als dieser muss ich in der Öffentlichkeit Haltung bewahren. So schwer mir das auch fallen mag.
Während ich mir Wasser in die Wanne einlaufen lasse, stelle ich das Radio an. Sofort erklingen die ersten Takte einer Instrumental Version von 'a thousant years'. Stimmt ja, die CD läuft ja in Dauerschleife. Daisy hat sie immer so gern gehört, wenn sie im Bad war. Ich bin versucht, das Radio wieder auszuschalten, doch dann besinne ich mich eines Besseren. Wenn Daisy diese Musik immer so gut gefallen hat, wenn sie sie in gute Stimmung gebracht hat, dann sollte ich es vielleicht auch einmal damit versuchen? Ich entledige mich meiner Boxershorts und steige in das warme, duftende Wasser. Mit geschlossenen Augen lausche ich den Klängen von 'Brooklyn Duo', wie sie bekannte Songs in ihrer ganz eigenen Instrumentalversion zum Besten geben und, tatsächlich, meine Stimmung hebt sich etwas. Nachdem die CD ein weiteres Mal durchgelaufen ist und die letzten Takte verklungen waren fühle ich mich gestärkt diesen traurigen Tag heute zu überstehen. Daisy, du Weltverbesserin, lenkst auch in deiner Abwesenheit unsere Geschicke. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen entsteige ich der Badewanne.
Dennoch habe ich länger als sonst im Badezimmer benötigt.
Falls Banes meine Verspätung nicht gutheißt, lässt er sich nichts anmerken und schenkt mir mit einem kaum merklichen Nicken die Kaffeetasse voll. Beim Anblick des reich gedeckten Frühstücks zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Wie kann Mrs. McAdams nur davon ausgehen, dass ich an dem heutigen Tag derart riesige Berge vertilgen kann?
Widerwillig esse ich einen Toast mit Butter und eine Banane.
Stumm räumt Banes mein Gedeck fort und geleitet mich anschließend zur Haustür.
Nachdem er mir Schirm und Zylinder gereicht hat, ich hatte beides oben im Ankleidezimmer liegen lassen, murmelt er taktvoll "Ich wünsche Ihnen Kraft, Mylord."
Dankbar nickend setze ich den Hut auf und schreite zur Tür heraus. John Faber, Daisys Bodyguard, hatte mir zwar angeboten mich zu fahren, doch ich lehnte ab. Noch war ich ganz gut imstande, selbst ein Fahrzeug zu lenken. Also fuhr ich nun allein die Strecke nach West London.

Anna


"Heute ist der Tag, oder?"
Freddy horcht auf. "Was hast du gesagt, Süße?"
"Heute ist die Beerdigung." wiederhole ich.
Er nickt und presst die Lippen aufeinander. "Ja. Das wird hart für ihn."
Beide wissen wir wovon wir sprechen, beide wissen wir, dass Dan eine harte Zeit bevor steht.
"Ob er das durchstehen wird?" murmle ich mehr, als dass ich ihn wirklich frage.
Freddy nimmt sich einen Augenblick ehe er antwortet "Er hat ja uns."
Stimmt. Ich denke, in den letzten Tagen haben wir ihm gut klargemacht, dass er sich auf seine Freunde verlassen kann.
Das bringt mich auf eine weitere Frage "Ich hab' nachher ein Vorsprechen."
Freddy hebt den Blick von seiner Zeitschrift und sieht mich direkt an. "Hey, das ist doch klasse, Süße!" freut er sich.
"Na ja.", druckse ich, "Ich hab jetzt einige Zeit ausgesetzt weil, ... weil ich eben für sie dasein wollte. Doch das ist eine tolle Chance."
Eifrig nickt mein Freund. "Um was geht es denn?"
"Eine Dauerrolle in einer Fernsehserie."
"Was?" kreischt er. "Das ist ja toll!"
Sofort fliegt mein Blick den Gang entlang. "Still!" zische ich. "Du kannst hier doch nicht so herumbrüllen."
Grinsend, aber immerhin mit gedämpfter Stimme erwidert er "Man wird sich doch noch mit seiner Freundin freuen dürfen?" Er sieht sich um. "Erst recht an einem Ort wie diesem, wo ein wenig Fröhlichkeit guttut."
Ich folge seinem Blick und entdecke einen alten Mann, der mit seligem Gesichtsausdruck eines dieser Babybettchen durch den Gang schiebt. Leise, aber fröhlich unterhält er sich mit seinem Enkelkind. Ich komme nicht umhin zu bemerken, wie sich ein Lächeln auf meine Lippen klebt. Wie könnte es auch nicht?
"Hast recht." erwidere ich ohne den Blick von Großvater und Enkel zu lösen. "Aber ..."
"Aber du hast ein schlechtes Gewissen." konstatiert Freddy. "Wenn du den Job bekommst, kannst du nicht mehr so viel Zeit hier verbringen." Seine Hand macht eine ausholende Geste.
Ich nicke. "Stimmt. Wäre das nicht mies? Ich habe Dan versprochen ..."
"Ich weiß, was du ihm versprochen hast." fährt er mir in die Parade. "Aber meinst du nicht, du hast deinen Teil schon mehr als abgeleistet?"
Erschrocken starre ich ihn an. "Wie könnte ich das?" Meine Hände legen sich schützend über meine Brust. "Wo Daisy ... und die Kleine ..." Hilflos sinke ich auf einen Stuhl.
Freddy erhebt sich stattdessen, durchschreitet den winzigen Wartebereich und lässt sich neben mir nieder. Freundschaftlich zieht er mich an sich und murmelt "Anna Anderson, du hast für deine Freunde bereits alles gegeben. Dan weiß das und Daisy ... irgendwie auch." Er seufzt. "Du hast in den letzten beiden Wochen mehr Zeit hier verbracht ..." Seine Hand beschreibt einen Kreis. " ... als wir anderen es je könnten. Du wohnst ja praktisch hier."
Seine warmen Worte bringen mir das Lächeln zurück. Schniefend wische ich mir mit dem Handrücken über die Augen. "Ja, aber wer soll denn dann bei Kleo bleiben?"
Freddy zieht die Stirn kraus. "Na, einer ihrer vielen Onkel oder anderen Tanten."
Grinsend ziehe ich die Nase hoch. "Stimmt. Davon hat die Kleine zum Glück ja einige."
"Eben. So, und jetzt steh auf, rück deine Krone zurecht, Prinzessin, und zeig denen beim Fernsehen, woraus eine Anderson geschnitzt ist!"
Ich stehe auf und salutiere zum Spaß. "Du hast recht, Freddy. Und ich muss mir keine Gedanken machen, stimmts? Sie ist aus dem Gröbsten raus."
Er nickt zustimmend. "Eben. Und sie hat ihren Daddy. Dan wollte nachher mich ablösen kommen. Ich meine aufgeschnappt zu haben, dass sie auch bald schon entlassen werden könnte."
Sofort verkrampft sich mein Magen gleich wieder und das kurzzeitige Hochgefühl verdünnisiert sich. "Oh nein! Das packt er nicht. Wie soll er sich denn allein um Haushalt, Arbeit und um ein Baby kümmern?"
Freddy kratzt sich, scheinbar tief in Gedanken, das Kinn. "Du hast recht. Allein in einem Schloss mit 15 Angestellten. Die Kanzlei mit 50. Eine Familie, die bereitsteht, um zu helfen. Das kann ja nur zum Scheitern verurteilt sein. Der Mann wird untergehen."
Nervös kichernd beuge ich mich vor und lege mein Gesicht in meine aufgestützten Hände.
"Anna, Dan hat Hilfe. Er packt das. Und seinen neuen Job muss er ja nicht gleich antreten. Jeder in London weiß, was vorgefallen ist. Jeder hat Verständnis. Er kann sich jetzt voll und ganz auf seine Tochter konzentrieren. Es ging ihm doch nur um die Überbrückungszeit bis heute."
"Ja, ich weiß." stöhne ich.
"Na dann ist ja gut. Und jetzt geh schon!" dringt er in mich. "Wann ist dieses Vorsprechen?"
"Um 11 Uhr."
Ich höre Kleidung rascheln, als er seinen Ärmel hinaufschiebt um auf die Armbanduhr zu schauen. "Das ist in zwei Stunden."
"Hm."
"Los jetzt, Anna!"
Er steht auf und reicht mir einen ausgestreckten Hände. Widerwillig lasse ich mich von ihm auf die Füße ziehen.
In diesem Moment tritt noch jemand zu uns in den Wartebereich. John. Scheiße! Was will er denn hier? Sollte er nicht oben aufpassen?
Sofort fahre ich ihn an und zische "Was willst du denn hier? Du solltest doch auf deinem Posten sein."
Abwehrend hebt er die Hände. Grinsend erklärt er, dass Daisy gerade gewaschen wird und er mal ein paar Minuten Freizeit hat.
"Ach so." murmle ich und wende den Blick ab. Seit unserem Intermezzo damals waren wir keine Minute mehr allein. Wir konnten nicht klären, was das nun zwischen uns ist. Und jetzt war auch nicht der richtige Zeitpunkt.
"Gut das Sie da sind, John." meldet sich Freddy. "Sagen Sie Anna bitte, dass sie mal wieder an sich selbst denken und diese tolle Chance ergreifen soll!"
"Chance?"
Mit wenigen, aber durchaus blumigen Worten erklärt Freddy ihm den Sachverhalt. Johns Blick wandert dabei immer wieder zu meiner Person. Ein flüchtiges Lächeln umspielt seine Mundwinkel uns lässt ihn, mal wieder, sexyer den je erscheinen. Schüchtern erwidere ich sein Lächeln.
"Also ich denke auch ..." Meint er als Freddy geendet hat. "... du solltest zu diesem Vorsprechen gehen. Mister Edwards hat jede Hilfe, die er kriegen kann."
Zögerlich stimme ich nickend zu. "O-Okay."
"Na dann los!" mischt Freddy sich hinter uns ein. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass John und ich uns gegenübergestellt haben. Wann ist denn das passiert? Kaum dreißig Zentimeter trennen uns.
"Es sei denn, ihr hättet noch irgendwas unter vier Augen zu bequatschen." Höre ich Freddys süffisanten Kommentar.
Sofort fahren wir auseinander. "Ähm ... ich ... ich muss dann mal ..." stammle ich.
John nickt stumm.
"Ich ... ich melde mich. Okay?" Das klang wie eine Frage.
So viel ist unausgesprochen zwischen uns. Und bleibt es wohl auch noch einige Zeit, denn er nickt nur stumm. Was stimmt nur nicht mit diesem Mann? Warum kann er auf meine Annäherungsversuche nicht einfach eingehen, wie jeder andere Mann auch?

Dan


Nachdem die letzten Worte des Priesters verklungen waren und feierliche Orgelmusik eingesetzt hatte, hoben die vier Sargträger, in Frack und Zylinder gekleidet, den schweren Eichensarg gleichzeitig in die Höhe und tragen ihn in Richtung Ausgang.
So peinlich es mir ist, aber ein Schluchzen erstickt mir in der Kehle und eine einzelne Träne rinnt über meine Wange und stirbt auf meinem Revers.
Die erstickten Laute und das Weinen um mich herum bringt mich schier um den Verstand. Zu sehr erinnert es mich daran, was ich selbst verloren hatte. Mein Blick fliegt zu Susanna. Ihr Gesicht ist unter einem schwarzen Schleier verborgen. Ihr Körper wird von heftigen Schluchzer erschüttert. Krampfhaft presst sie sich ein blütenweißes Taschentuch vor den Mund. Eine junge Frau von rechts legt ihr liebevoll den Arm um die Schultern. Leise flüstert sie ihr etwas zu. Das ist sicherlich die Tochter. Der junge Mann zu ihrer linken starrt geistesabwesend geradeaus. Das Leid seiner Mutter scheint er nur aus der Ferne mitzubekommen. Doch an seiner Körperhaltung kann ich ablesen, dass es ihn höchste Anstrengungen kostet still sitzen zu bleiben. Jeder trauert eben auf seine Weise.
Nachdem der Sarg die Kapelle verlassen hat, herrscht allgemeines Kleider rascheln. Jeder Mann und jede Frau erheben sich und folgen, allen voran die trauernde Familie, Howard zu seiner letzten Ruhestätte. Mit dem Zylinder in der einen, dem Schirm in der anderen Hand folge ich direkt hinter Susanna und ihren Kindern. Genau wie die anderen Herren setze ich mir im Freien zuallererst den Hut wieder auf. Erstaunt über die große Anteilnahme, lasse ich zunächst meinen Blick schweifen. Es müssen Hunderte sein, die aus Mangel an Platzkapazitäten in der Kapelle davor gewartet haben, um diesen Mann die letzte Ehre zu erweisen. Feiner Sprühregen fällt auf die Trauergesellschaft herab und veranlasst alle mit einem Schirm ausgestatteten Herrschaften diesen aufzuspannen. Begleitet vom regelmäßigem plong plong plong auf dem Stoff über mir schreite ich gemeinsam mit den anderen die Allee entlang. Selbst der Himmel scheint heute traurig zu sein, einen so wundervollen Menschen wie Howard Rubinstein verloren zu haben.
Selbst als die Sargträger mit dem Priester bereits den Hauptweg verlassen haben, nimmt der Strom derer, die ihnen folgen, keinen Abbruch. Tief bewegt lenke ich meinen Blick wieder nach vorn und biege ebenfalls nun nach links ab. Unser Weg führt uns durch einen steinernen Bogen, vorbei an uralten Grabmälern. Einige der Grabstätten werden von Engelsstatuen oder kleineren Obelisken bewacht. Der Brompton Cemetry ist einer der Magnificent Seven. Sieben Londoner Friedhöfe, bis 1841 entstanden, die sich durch ihre Größe, die ringförmige Anordnung um den damaligen Stadtkern und ihre besonderen Herrschaften, die dort bestattet sind, auszeichnen. Heutzutage werden hier nur noch wenige Beerdigungen durchgeführt. Man muss sich schon im Leben durch besondere Taten hervorgetan haben, um hier seine letzte Ruhe finden zu dürfen.
Ganz besonders war auch, dass ich jetzt in einiger Entfernung ein kleines Streichquartett, das neben einer ausgehobenen Grube Aufstellung genommen hat, entdecke. Leise Klänge wehen durch den Regen zu uns herüber. 'Fix you' glaube ich zu erkennen. Ein Lied, das, von dem ich mich zu erinnern glaube, Howards Lieblingslied war.
Vollkommen ergriffen zwinge ich mich den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken, um nicht an Ort und Stelle heulend zusammen zu brechen. Das Lied nimmt Fahrt auf, kaum dass die Sargträger fünf Meter entfernt sind. Das ist der Moment, wo Howards Sohn es nicht mehr aushält. Heulend wie ein kleines Kind dreht er sich weg und geht in die Hocke. Laut schluchzend schlägt er eine Hand vor die Augen. Mit der anderen stützt er sich auf der nassen Erde ab. Susanna tritt aus der Reihe, stürmt zu ihrem Sohn und nimmt ihn, ebenfalls heftig weinend, in die Arme. Die Tochter versucht mit ihrem Körper im Stehen die beiden vor unseren neugierigen Blicken abzuschirmen. Doch wer könnte bei diesen tieftraurigen Bildern selbst nicht betroffen den Blick abwenden? Selbst bei der Beerdigung meines Vaters gab es keine solchen heftigen Gefühlsregungen.
Betroffen wende ich den Blick ab und nehme neben den anderen Trauergästen Aufstellung am Grab. Der Priester, stumm die Bibel in den Händen haltend, wartet ebenfalls, bis sich Ehefrau und Kinder des Verstorbenen etwas gesammelt und zu uns gesellt haben. Mir tun die Sargträger leid, die mit ihrer traurigen Last auf den Schultern regungslos im Regen gestanden und gewartet haben.
Das Quartett beendet ihr Lied und der Priester spricht die letzten, die endgültigen Worte. Anschließend wird der Sarg langsam, ganz langsam in die dunkle feuchte Erde herabgelassen. Ein erstickter Schrei durchfährt die Stille. Susanna, ihre letzte Kraftreserve schien nun endgültig erschöpft, geht neben dem Grab auf die Knie.
So viel zur Schau getragene Liebe, Hingabe und Trauer lassen mich betreten mich abwenden. Ich kann es kaum mit ansehen. Wenn ich daran denke, dass auch ich beinahe alles verloren hätte. Nur dank der fortschrittlichen medizinischen Möglichkeiten heutzutage bin ich jetzt kein kinderloser Witwer.
Auch andere Trauergäste scheinen ebenso zu fühlen. Gemurmelte Beileidsbekundungen, ein paar feste Umarmungen und nur weg. Weg von diesem Ort der Trauer. Weg von dem Unglück das doch bitteschön nicht einen selbst anstecken soll.
Ich nehme mir ein paar Minuten, um mich zu sammeln. Lasse andere ihre Worte zuerst loswerden, ehe ich mich vor Susanna stelle und ihr fest in die Augen sehe. "Susanna." eröffne ich. "Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es tut mir ..."
"Ist schon gut, mein Junge." Sie zwingt sich zu einem Lächeln und greift nach meinem Oberarm, um ihn sanft zu drücken. Aus dem Augenwinkel nehme ich ein Blitzlicht wahr. Die Presse. Selbst bei einem solchen Ereignis ist sie da und tritt die Privatsphäre mit Füßen. "Ich danke dir, dass du bei uns warst."
Beide Kinder, die rechts und links neben ihrer Mutter Aufstellung genommen haben, nicken stumm, mit zusammengepressten Lippen. "Ich weiß, Howard wird nicht nur von uns schmerzlich vermisst."
"So ist es." murmle ich. "Es ist eine Schande, dass er so früh gehen musste."
Dass dieser Umstand durchaus keinen natürlichen Hintergrund hat, war mittlerweile hin zureichend bekannt. Ein Giftanschlag. Ausgeführt von einer erst kürzlich in der Kanzlei eingestellten Person, nach der nun international gefahndet wird. Auf ihr Konto gehen mittlerweile 32 Tote. Damit gilt sie als Massenmörderin und gehört schnellstmöglich dingfest gemacht.
"Kommst du noch mit?" fragt in diesem Moment Susanna und holt mich damit aus meinen Gedanken zurück.
"Ja, aber nur kurz. Ich muss noch ins Krankenhaus."
Susanna lächelt leicht. "Ich verstehe schon. Du musst mir unbedingt erzählen, wie es Mutter und Tochter geht!"
Dass ich dies tun werde versprach ich noch und mache dann Platz um auch anderen die Chance zu bieten ihr Beileid zu bekunden.

2 Mai 2022 10:42 0 Rapport Incorporer Suivre l’histoire
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