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Felli Narg


Im Nebel tauchten fünf Gestalten auf und kamen langsam auf sie zu. Ungläubig sahen sie auf den Berg aus Erde und wagten nicht näherzutreten. Das kleine Mädchen sprang auf und lief auf sie zu. Mit strahlenden Augen fiel sie ihrem Vater, um den Hals. Er drückte sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihre langen wilden Haare. Dann schob er sie ein Stück von sich weg und betrachtete sie von allen Seiten, als wolle er sicher gehen, dass hier wirklich seine Tochter vor ihm stand. Sie ließ ihn gewähren, dann begann sie aufgeregt zu erzählen, was sich zugetragen hatte. Wie die Stimmen ihr sagten, sie solle der Mutter und ihrem Kind folgen und wie sie ihr aufgetragen hatte ihren Sohn zu vergraben. Wie die Schatten kurz davor waren sie zu ergreifen und wie der Schleier sich öffnete und die Schatten mit sich zog. Sie endete damit, dass der kleine Junge wohl behalten aus der Erde zurückkam und das Opfer erfolgreich angenommen wurde. Eine Welt umgeben von einem mystischen Nebelschleier, in dem der Frieden nur gewahrt werden kann, wenn man den Stimmen des Schleiers Beachtung schenkt. Doch welchen Preis muss man zahlen, damit nicht alles im Chaos versinkt und was wartet im Nebelschleier auf jene, die es wagen, sich der Herrschaft der Zirkel zu entziehen?


Fantasy Dunkle Fantasie Nur für über 18-Jährige.

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615 ABRUFE
Im Fortschritt - Neues Kapitel Everyday
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Prolog

Kaum ein Lichtstrahl durchdrang die dichten Nebelschwaden, die wie ein schwerer, grauer Schleier über der Welt lagen. Wie eine trübe undurchdringliche Suppe, schwebte der Dunst über das wenige, das in dieser unwirklichen Einöde zu finden war. Eine kleine Gruppe von 12 Menschen schleppte sich mühsam durch die lebensfeindliche Sphäre. Die Erschöpfung war ihnen anzusehen und Hoffnungslosigkeit lag in ihrem Blick.

Seit Tagen suchten sie unermüdlichen nach einem Ort, an dem sie rasten konnten. Ihre Körper waren ausgezehrt, es war lange her das sie etwas zu essen gefunden hatten. Das wenige Essbare, das es unter dem Schleier zu finden gab, reichte nie für alle. Vor drei Tagen hatten sie ein kleines ebenso mageres Nagetiere gefangen. Doch es war gerade genug, dass die beiden Mütter und das kleine Mädchen, das bereits laufen und sprechen konnte, ein paar Bissen zu sich nehmen konnten. Der Rest hatte einige trockne Zweige von einem mickrigen Busch gepflückt und zerkaut, diese waren nicht nahrhaft und schmecken bitter, doch sie vertrieben den Hunger für einige Zeit.

Der große dürre Mann, der die Gruppe anführte, blieb stehen und kniff die Augen zusammen. Angespannt warteten die Anderen, dass er weiter lief. Doch er hob einen Arm und bedeutete ihnen sich auf den Boden zu kauern.Aufmerksam beobachtete er die Umgebung, es war schwer im dichten Nebel weiter sehen zu können, als wenige Schritte. Doch er wusste, worauf er achten musste. Die alles umhüllende Stille würde brechen, sollten sie in Gefahr schweben. Der Mann drehte sich in geduckter Haltung in alle Richtungen. Der staubige trockne Boden unter seinen Füßen knirschte leise, doch in der Stille wäre dieses Geräusch weithin hörbar. Er beleckte seine trocknen aufgesprungen Lippen und versuchte seinen Atem zu beruhigen, doch es war schon im Ruhezustand schwer die stickige, feuchtwarme Luft zu atmen. Die Anstrengung ihrer Reise hatte seine Lungen zum Brennen gebracht und er röchelte leicht bei jedem Atemzug.

Gerade wollte er Entwarnung geben und den Andern signalisieren weiter zu gehen, als ein dunkler Schatten einige Schritte neben ihm, im Nebel auftauchte. Schnell duckte er sich und kauerte sich zu den Anderen in den Staub. Das kleine Mädchen hielt die Luft an und presste sich an die Schulter ihres Vaters. Inmitten des Kreises saßen die beiden Mütter mit ihren Babys. Eines war gerade wenige Tage alt und niemand hatte Hoffnung, dass es noch lange leben würde. Es war bereits schwach zur Welt gekommen und schlief den ganzen Tag, auch hatte es bereits zwei Mal Fieber, doch sie würden es bei sich tragen bis zu seinem letzten Atemzug. Der zweite Säugling war bereits viele Tage bei ihnen, er war kräftig und stark. Seine Eltern waren stolz und voller Hoffnung, doch der kleine Junge Schrie viel, daher waren sie immer auf der Flucht, um nicht entdeckt zu werden. Jetzt hofften alle, dass der kleine an der Brust seiner Mutter friedlich weiter schlafen würde.

Der dunkle Schatten hatte sie noch nicht entdeckt, die Schatten konnten im Nebel noch schlechter sehen als jeder Mensch, doch sie konnten gut hören und einmal entdeckt, würde es kein Entkommen geben. Die kleine Gruppe rührte sich kein Stück, stocksteif kauerten alle eng einander gedrückt und beobachteten den Schatten. Langsam kam er näher, würde man die Hand ausgestrecken, hätte man ihn berühren können, doch niemand wagte sich zu bewegen. Alle hielten sie die Luft an und das kleine Mädchen riss die Augen vor Angst weit auf. Nie zuvor hatte sie eines der Schattenwesen von so nahe gesehen.Bei jeder zuckenden Bewegung des Schattens, knisterte und flirrte es durch die Stille. Das Geräusch erinnerte sie an das Tal, durch das sie vor wenigen Tage gewandert waren. Dort war die Luft erfüllt von diesem knistern, denn kleine Blitze zischten durch den Nebel, die - wenn man sie berührte - schmerzhaft auf der Haut brannten. Ihr Vater hatte mit einem vertrockneten Ast einen dieser zuckenden Blitze gefangen und das kleine Feuer als Schutz mit genommen.

Im Tal war es sicher gewesen, Schattenwesen mieden das Feuer und die Blitze, doch sie konnten nicht bleiben. Nichts Lebendes existierte in diesem Tal, denn die Blitze verbrannten alles was sie berührten. Und so waren sie, mit von Brandmalen gezeichneter Haut, weiter gezogen und auch das kleine schützende Feuer war bald erloschen, da sie nichts Brennbares finden konnten, um die kleine Flamme an Leben zu erhalten.

Der Schatten entfernte sich wieder ein Stück, wobei er sich bei jeder Bewegung zusammen zog und wieder ausbreitete, sodass es den Anschein erweckte, er würde durch den Nebel kriechen. Das Knistern wurde leiser und vorsichtig atmeten alle erleichtert auf. Als sie sicher waren, dass der Schatten auch wirklich weiter gezogen war, setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung. Das knirschten des staubigen Bodens unter ihren nackten schwieligen Füßen, vertrieb die dumpfe Stille und wirken beruhigend.

Sie waren in den letzten Tag oft auf Schattenwesen gestoßen, sonst sah man sie nicht so häufig, jeder wusste das dies nichts Gutes zu bedeuten hatte. Die Zeit der Schatten-Wanderung stand an, zu dieser Zeit in der Einöde unterwegs zu sein, bedeutete den sicheren Tot, doch sie hatten keine Wahl, sie mussten einen Ort zum Rasten finden, wo es sicher war und es Nahrung gab, oder eine andere Gruppe finden, die freundlich war und denen sie sich anschließen konnten. Sie liefen schon zu lange umher und sie waren zu wenige, um sich schützen zu können.


Nach einiger Zeit, veränderte sich die Luft, es wurde drückend und es schien, als würde der Nebel vibrieren. Der Staub der Erde stieg leicht vom Boden auf und malte Ringe und Spiralen in die Luft. Mit zitternden Beinen blieb die kleine Gruppe stehen. Ein merkwürdiges Rauschen drang an ihre Ohren, es klang bedrohlich in der Stille, so das sich ihnen die Nackenhaare aufstellten. Das kleine Mädchen fing an zu wimmern und flüsterte ihrem Vater etwas ins Ohr.

Er nickte stumm und sah den großen hageren Mann an der Spitze, ernst an.Die Augen des Mannes weiteten sich. Er bedeuteten allen leise zu sein und winkte einen der übrigen Männer zu sich ran.Ein junge Bursche trat vor, er wusste, was ihn jetzt erwarten würde. Vorsicht zog er den kleinen steinernen Dolch, aus der behelfsmäßigen Halterung, an seinem aus trocknen Gras geflochtenen Gürtel. Er nickte dem kleinen Mädchen zu, dann Schritt er an der Seite des großen Mannes in die Richtung, aus der das Summen und Rauschen kam.Der Rest der Gruppe wartete ängstlich und jeder hoffte inständig, dass sie mit ihrer Vermutung falsch lagen.

Die beiden Männer schlichen gebückt durch den immer dichter werdenden Schleier, es war nun fast, als könnten sie den Nebel durchschneiden und die Sicht reichte kaum eine Armlänge weit. Immer wieder sahen sie sich unsicher um, wann immer sie im Nebel etwas zu sehen glaubten, blieben sie stehen und hielten keuchend den Atem an. Die Luft war hier so dick und der aufgewirbelte Staub, erschwerte das Atmen zusätzlich.Abrupt hielten sie inne, der Staub schwebte vor ihnen regungslos im Nebel. Fast als wäre dort eine unsichtbare Wand, mussten sie in ihrer Bewegung innehalten. Aus dem brummen im Nebel, war ein Zischen geworden und es schien, als würde etwas vor ihnen pulsieren, und dann sahen sie es.

Unzählige Schatten zogen nur wenige Schritte vor ihnen durch den Nebel, sie schwirrten ineinander und fast sah es aus, als würden sie tanzen.Die beiden Männer wussten, dass sie diesem Schwarm von Schatten nichts entgegen zu setzten hatte.Entschloss trat der große dürre Mann einen Schritt vor und stemmte sich gegen die unsichtbare Barriere. Sein Gesicht war Schmerz verzehrt und Tränen traten in seine Augen. Ein letztes Mal drehte er sich um und nickte seinem jungen Begleiter zu. Der zögerte keine Sekunde, machte kehrt und rannte in die Richtung, aus der er gekommen war. Ein pfeifender Ton drang an seine Ohren und brachte ihn fast um den Verstand, doch er lief entschloss weiter, wobei er taumelte und drohte jeden Moment ins straucheln zu geraten.

Hinter sich hörte er den gellenden Schrei seines langjährigen Nebelführers, der schon im nächsten Augenblick von einem hohen, Ohren betäuben Kreischen verdrängt wurde.Das Kreischen drang auch zu den Anderen, die noch immer an Ort und Stelle standen und warteten. Eine der Frauen fing stumm an zu schreien und sackte auf die Knie. Im selben Moment, fing der kräftige kleine Säugling lautstark an zu weinen. Seine Mutter drückte ihn verzweifelt an die Brust, um seine Schreie zu dämpfen und sah ängstlich in die Gesichter ihrer Begleiter. Sie presste verbittert die Lippen zusammen und drehte sich abrupt um. Dann lief sie, schneller und immer schnell, weg von den Anderen und dem Unheil, das vor ihnen lag, sie drückte ihren schreienden Sohn von fest an sich und lief so schnell das ihre Beine brannten und ihre Lunge schmerzte. Irgendwann blieb sie schwer atmend stehen und lauschte. Doch sie konnte nichts hören, außer die erstickten Schreien ihres Sohnes.Sie sackte weinend zusammen und fiel erschöpft auf die Knie. Sie wusste, dass sie nicht entkommen konnte, bald würden sie sie finden und sie konnte nichts dagegen tun.

Vorsicht strich sie ihrem Sohn durchs Gesicht, seine Wangen waren vor Anstrengung gerötet und er schrie aus voller Kehle, doch es kümmerte sie nicht mehr. Sie würde hier sitzen und ihn betrachten, bis die Schatten kommen und sie für immer von ihm losreißen würden. Leise begann sie eine Melodie zu summen, die einzige die sie und ihr Volk kannte. Tränen fielen auf die trockne, staubige Erde. Plötzlich spürte sie eine kleine Hand auf ihrer Schulter,als sie sich umdrehte, sah sie in das Gesicht des Mädchens. Es war ihr anscheinend gefolgt und lächelte sie nun liebevoll an. Zärtlich strich sie ihr durchs Haar und sog sie zu sich ran. Doch die kleine werte sie ab und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.

Schnell schüttelte die Frau den Kopf und sah verzweifelt auf ihren Sohn, sie wollte die wenigen verbliebenen Minuten nutzen. Unbeirrt begann die kleine zu sprechen: "Du kannst ihn retten, die Stimmen haben es mir gesagt. "

Verwundert sah die Frau sie an, schüttelte mit dem Kopf und drückte ihr Kind an sich. "Vergrabe ihn in der Erde und bitte jene, die hinter dem Schleier sind, dein Opfer anzunehmen und er wird leben. Wir alle werden leben." "Aber..." begann die Frau und sah zwischen ihrem Sohn und dem Mädchen hin und her. "Wenn du es nicht tust, wird er sterben, so wie du." Fügte die kleine hinzu und setzte sich erwartungsvoll in den Staub.

Die Frau zögerte, doch dann merkte sie, wie die Luft begann sich zu verändern und ein brummender Ton schwang durch den Nebel auf die zu. Schnell, legte sie das schreiende Baby, auf den Schoss des kleinen Mädchens und begann hektisch, die trockne harte Erde mit den Händen aufzubrechen. Sie kratzte mit den Fingerspitzen tief in die Erde und ignorierte das Blut, das begann sich mit dem Staub zu vermischen. Das Dröhnen kam näher und in Panik hackte sie mit ihren Fingerkuppen in die harte raue Erde, bis das Loch tief genug war, um ihren Sohn hineinzulegen.

Vorsicht bettet sie ihn in der Mulde, zwischen ihren staubigen Knien und bedeckte ihn Vorsicht mit der ausgehobenen Erde. Sie zitterte am ganzen Körper und gab sich keine Mühe ihr keuchen und wimmern zu unterdrücken. Die Luft um sie herum war nun so dick, das sie durch den Staub kaum noch das kleine Mädchen erkennen konnte, das noch immer neben ihr im Staub saß und ruhig dabei zu sah, wie sie ihren Sohn lebendig begrub. Sein Weinen hatte aufgehört und nichts regte sich unter der aufgetürmten Erde.Als das Zischen und Summen der heran nahenden Schatten an ihr Ohr drang, ließ sie sich kraftlos nach vorne fallen und legte sich schützend über den Erdhaufen, unter dem ihr Sohn wahrscheinlich schon seinen letzten Atemzug getan hatte.Dann begann sie mit zittriger Stimme zu sagen, was die Kleine ihr aufgetragen hatte."Ich bitte euch, jene die hinter dem Schleier sind, nehmt mein Opfer an, meinen Sohn, mein einziges Kind. Rettet ihm vor dem, was unter dem Schleier auf ihn lauert und nehmt dafür was auch immer ihr für angemessen erachtet." Sie krallte die Finger in den Staub und weinte laut los. In letzter Verzweiflung rief sie noch einmal aus voller Kehle. "Ich bitte euch, nehmt mein Opfer an."

Plötzlich wurde es still, das Zischen und Dröhnen verstummte augenblicklich, Stille hüllte sie ein. Langsam richtete sie sich auf und sah sich um. Um sie herum stand alles still, als wäre die Zeit eingefroren. Der Schleier verströmte nun, eine angenehme Wärme. Ungläubig griff sie nach der Luft, als könnte, sie die Wärme, die sie nun einhüllte, greifen und festhalten.

Dann zog sich der Schleier zurück, genau von dem Fleck Erde, wo sie ihren Sohn vergraben hatte. Fahles Licht nahm den Platz ein, den der Schleier hinterließ und die neue ungewohnte Sicht blendete die Frau und das kleine Mädchen, das noch immer im Staub hockte. Ungläubig sah die Frau sie an, das kleine Mädchen wirkte vollkommen ruhig, als sei dieses Ereignis für sie nichts Ungewöhnliches. Gelassen stand sie auf und sah in den Himmel. Die Frau folgte ihrem Blick und drückte sich mit zittrigen Knien nach oben. Ungläubig beobachtete sie, wie sich über ihr der Schleier weiter öffnete, bis er die warme Sonne freigab, die sich unter dem Schleier immer nur erahnen ließ. Die warmen Sonnenstrahlen fielen auf ihre Haut und ein angenehmes Kribbel breitete sich in ihrem Körper aus. Um sie herum erstrahlte alles in dem gleißenden hellen Sonnenlicht und offenbarte die farblose Tristes, der man unter dem Schleier keine Beachtung schenkte.Tief atmete sie die warme leichte Luft ein, noch nie war ihr das atmen so leicht gefallen. Sie fühlte sich frisch und lebendig, vergessen war die Todesangst wenige Minuten zuvor.

Doch dann zuckte sie zusammen, als wäre sie unsanft aus einem tiefen Traum erwacht. In Panik drehte sie sich zu dem kleinen Erdhaufen und beugte sich nach vorne über, um ihren Sohn aus der kalten staubigen Erde zu befreien. Doch das kleine Mädchen stellte sich ihr in den Weg und hinderte sie daran, sich dem Erdhaufen zu nähren. Die verzweifelte Mutter verstand nicht, warum das Mädchen sie aufhielt. Sie wollte doch nur einmal, den kleinen weichen Körper ihres Jungen in das warme Sonnenlicht halten, für das sie ihn geopfert hatte. Gerade als sie das Mädchen zur Seite stoßen wollte, fing die Erde unter ihren Füßen an zu beben. Erschrocken stellte sie fest, dass der kleine Hügel begann in der Erde zu versinken. Risse taten sich auf, kleine Brocken fester Erde schoben sich hervor. Sie waren dunkel und glitzerten feucht im Schein der Sonne. Ungläubig starrte die Mutter den Erdhaufen an, der immer tiefer versank und von frischer dunkler Erde bedeckt wurde.

Wie in Trance ließ sich die Frau von dem Mädchen einige Schritte weg ziehen, ohne den Fleck aus den Augen zu lassen, wo die Erde ihren Sohn in die Tiefe gerissen hatte. Rissen zogen sich nun weit über die Ebene und spuckte immer mehr der feuchten dunklen Erde aus. Das dunkle Braun bedeckte bald den ganzen Boden und der unbekannte Geruch kitzelte in der Nase. Dann verstummte das Beben und es wurde still. Das kleine Mädchen drehte sich erwartungsvoll zu dem Loch um, in das der kleine Erdhügel mit dem Jungen versunken war. Ein Dröhnen und Grollen kam aus dem Loch und dann ging alles ganz schnell.

Erde und große feste Steine sprudelten hervor und türmten sich vor ihnen auf, bis ein kleines schmutziges Bündel hervorquoll. Das kleine Mädchen ließ die Frau los und vorsichtig schritt die Mutter auf den Berg frischer Erde zu. Regungslos stand sie da und starrte auf das kleine Bündel. Ihr Sohn schien sich nicht zu regen, unsicher sah sie sich um. Was hatte das zu bedeuten?

Doch dann vernahm sie ein leises Wimmer, das bald in ein kräftiges ihr bekanntes Schreien überging. Ohne weiter darüber nachzudenken, stürmten sie den Berg hoch. Ihre Füße versackten in der weichen, kalten Erde. Feucht klebte der Dreck an ihren nackten Beinen, doch sie kämpfte sich weiter den Berg hinauf, auf ihren schreienden Sohn zu. Als sie ihn erreicht hatte, riss sie den groben Stoff von seinem Körper und streichelte über seine kalte feuchte Haut. Er schien unversehrt und streckte seine kleinen Finger fordernd nach ihr aus.

Überglücklich zog sie ihn an sich und er suchte gierig nach ihrer Brust. Als er mit kräftigen Zügen begann zu saugen und zu trinken, wurde ihr erleichtert klar, dass es überstanden war. Sie waren in Sicherheit, die Schatten waren weg, das Opfer wurde angenommen und ihr Sohn lebte. Weinend rutschte sie mit ihrem Baby an der Brust den Berg hinunter und winkte das kleine Mädchen zu sich ran. Die griff freudig nach der Hand des kleinen Jungen und drückte sie an ihre Wange.

Eine Weile saßen sie einfach nur da und betrachteten den kleinen Säugling, wie er zufrieden schmatzend, an der Brust seiner Mutter saugte.



12. Januar 2022 12:21 0 Bericht Einbetten Follow einer Story
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