Sie stand nur bedeckt von einem Negligé im Türrahmen und blickte zu mir.
<<Liebst du mich?>> fragte sie frei heraus, doch mit einer unerbittlichen Schwere in ihren Worten.
<<Liebe?>> erwiderte ich.
Dieses Wort kannte ich, nur verband ich es mit einer kausalen Reihe von prägenden Ereignissen meiner Kindheit.
Die Monster die sich als Eltern betitelten, mich physisch und seelisch missbrauchen, definierten die Liebe anders.
<<Wenn man so starke Gefühle für jemand anderen hegt, dass man alles und jeden töten würde um den Liebenden zu schützen>> flüsterte sie schon fast während sie einen ihrer zarten Füße vor den anderen setzte.
Sie nahm den Weg über den Dielenboden und stand schließlich direkt vor mir. Ich saß in meinem schwarzen Ledersessel, umkleidet von meinem italienisch maßgeschneiderten Anzug und schaute zu ihr hinauf.
<<Fühlst du garnichts?>> reklamierte sie ihre zuerst gestellte Frage.
Sie setzte sich auf meinen Schoß und strich ihr dunkelgetöntes Haar zurück. Dann ertastete sie vorsichtig meine Wange. Der leicht gedämmerte Raum ließ jeder ihrer Bewegungen in schattenhaften Silhouetten wiederspiegeln.
<<Alles wird gut>> ertönte letztlich ihre besänftigende Stimme, bevor das ohrenbetäubende Klingeln meines Handys uns unterbrach.
Nach dem flüchtigen Blick auf die erhaltende Nachricht, verlitt mich ein leises aber doch hörbares Knarren dazu meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten.
<<Huh>> stieß ich mit weit aufgerissenen Augen aus.
Ich sah nun das fantasiezerfressende und schreckliche Ebenbild der Frau, die noch Sekunden zuvor auf meinem Schoß gesessen hatte. Sie blickte mir erneut in die Augen, aber diesmal baumelte ihr nackter und verkrampfter Körper von der Betondecke, wie das Pendel einer alten Standuhr.
Vielen Dank für das Lesen!
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