rebecca-wolff Rebecca Wolff

Annika suchte lange nach dem Glück, bis sie es schließlich fand.


Kurzgeschichten Nicht für Kinder unter 13 Jahren. © Eigenes Werk

#der #weg #zum
Kurzgeschichte
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Melodie des Windes

"Dann ist es so", das waren seine Worte gewesen und er hatte sich umgedreht und war den Birken umsäumten Pfad im fahlen Abendlicht weg gegangen. Ich hatte mich gefragt, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Mir war nicht entgangen dass ein Schatten über sein Gesicht gefallen war und ich die tiefe Enttäuschung in seinen blaugrauen Augen gesehen hatte. Ich hatte es nicht anders erwartet, doch es war mir ja nichts anderes übrig geblieben. Der wahre Grund war ganz einfach warum ich von ihm Abschied genommen hatte, Daniel verlangte von mir das unmöglichste nämlich, dass ich meine Familie vielleicht nie wieder sehen würde um mit ihm nach Portugal zu gehen und uns ein schönes Leben am Meer aufzubauen, eine eigene Familie zu gründen, ein schönes Haus in der Nähe des Meeres. Doch was brachte mir dieses Leben, ein Leben von Angst wo ich wahrscheinlich meine Familie, Mutter, Vater und all die schönen Kindheits Erinnerungen vergessen musste da Daniel sie mir nehmen würde, wie das Meer den Sand unter sich verschluckte und mich zwingen würde nicht zu ihnen zu gehen. Er hatte mir noch vor ein paar Tagen, abends, als wir am Fluss unterm Abendhimmel Arm in Arm gesessen waren erst eingeredet, dass meine Familie ihn mir wahrscheinlich nicht gönnte. Doch Mutter hatte gesagt, dass er Unrecht hatte und er nur neidisch auf mich sei, weil er nicht so eine gute Familie hatte wie ich und er ja noch nicht mal "hallo" zu ihnen sagen konnte und er mich ihnen weg nehmen wollte und dass der Kontakt zu ihm nicht gut für mich sei, da er mich ja nur gegen sie manipulieren wollte, also hatte ich ihm heute diplomatisch gesagt während er mir tief in die Augen gesehen hatte: "Daniel. Mein Leben liegt noch vor mir, ich bin jung und ich möchte mein Leben nicht in Portugal verbringen. Es gibt genug andere junge Frauen die dich lieben können so wie du es dir wünscht. Aber ich möchte hier bleiben. Das heißt, dass ich mir eine Beziehung mit dir nicht vorstellen kann." "Warum Annika?", hatte er wissen wollen.Meine Worte fühlten sich an wie Schläge denn ich wusste, tief in der vergrabensten Stelle meines Herzen dass ich ihn liebte, auch wenn ich es nicht offen zugab oder gar in dem Augenblick fühlte. "Warum?", ich lachte kurz und hämisch auf und spürte abrupt Mitleid als ich die leere Traurigkeit in seinen Augen sah. "Ich bin jung und wie gesagt, ich muss mein eigenes junges Leben erstmals leben." "Hat dir das deine Mutter gesagt?", fragend hob er die Augenbrauen. "Äh nein, ganz sicher nicht. Warum denn?" "Dann ist es so", und er hatte sich umgedreht und war gegangen. Plötzlich hatte mich das Gefühl beschlichen dass ich gerade einen Fehler gemacht hatte.


Mit der Zeit wandte ich mich von meiner Familie ab und begann mich mehr für meinen Job zu interessieren. Dazu fand ich Gefallen an mehreren Dates und Partys. Mein Ziel war es reich und berühmt zu werden. Ich stieg im Job auf und wurde schon bald Abteilungsleiterin. Dann wechselte ich den Job und begann woanders als Abteilungsleiterin. Es kam mir vor als irrte ich mitten im nirgendwo, alleine, so als suchte ich nach etwas was ich nicht finden konnte. Berühmt wurde ich nicht. Den Job wechselte ich und fing eine Karriere als Marketing Managerin an. Verdiente nicht schlecht und wollte noch mehr Geld. Doch auch dort fand ich mit meinen Mitte dreißig nicht das, wonach ich suchte. Zu meinem fünfundvierzigsten Geburtstag starb Mutter an einer Krankheit und mir ihr schwand auch meine Hoffnung an ein schönes Leben. Ich wurde krank. Es waren fast tag täglich Depressionen, die mich verfolgten und mich wie eine düstere Kraft nach unten zogen. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Lichtlos und schwer fühlte sich die Welt um mich herum an. Die Leute die beim Einkaufen an mir vorbei gingen und mich kurz anschauten während sie ihre Einkaufswagen voll packten wirkten anders als sonst und so als würden sie mich nicht leiden können was mich traf und mich noch trauriger machte. Ich empfand eine düstere Schwerfälligkeit und dann fehlte ich den ersten Tag bei der Arbeit. Dann den zweiten und so weiter und so verlor ich meinen verlockenden Job und wurde richtig krank. Als Vater mit mir zu einem Psychiater ging und Depressionen, die Diagnose war, blieb ich zu Hause. Wusste nichts mit mir anzufangen. Dann endlich kam Licht in meiner verzweifelten Lage. Ich war Vater besuchen gegangen. Er wirkte allmählich alt und knochig und ich hatte Angst ihn zu verlieren. Als ich den Birken umsäumten Pfad zurück zu meinem Auto schritt, bemerkte ich den Mann mit den braunen Locken, der sich langsam näherte. Seine ausdrucksvollen blaugrauen Augen waren nachdenklich auf den Boden gerichtet. Als er mich sah, nickte er lächelnd so als wäre ich eine Fremde. Ich erstarrte als ich ihn erkannte und meine Augen füllten sich mit Tränen. Er schritt an mit vorbei. Er war noch immer der gutaussehende Mann von damals. Inzwischen waren über zwanzig Jahre vergangen. "Kenne ich Sie nicht?", fragte er auf einmal mit leiser Stimme hinter mir, so als wünschte er sich dass ich ihn nicht hörte. "Ja", sagte ich und drehte mich auch zu ihm um. "Wir kennen uns." Es war fast dieselbe Stelle an der wir vor langer Zeit Abschied genommen hatten. Es trennten sich zu der Stelle nur sieben Meter. "Bist du Annika?" "Ja und du, Daniel, stimmt's?" "Ja. Wie geht's?", fragte er ein wenig distanziert. "Gut und dir?" Es war alles andere wie "gut". Ich fühlte mich müde und traurig. "Gut. Ist wirklich alles okay bei dir?", hakte er nach. "Ja", sagte ich und wir verabschiedeten uns. Drei Tage später fand ich in meinem Briefkasten einen Brief.


Liebe Annika,


möchtest Du dich mit mir beim Fluss treffen? Dort, wo wir damals immer waren. Wenn ja, dann komme heute Nachmittag um vier dorthin.


Dein Daniel.




Der Fluss flüsterte geheimnisvoll und die Melodie des Windes spielte in den Baumkronen über uns, die Sonne schien und aus dem Wald wehte der Geruch nach Harz und getrocknetem Erdboden. Daniel und ich sprachen sehr lange. Er hatte Vater nach meiner Adresse gefragt und mir dann den Brief in den Briefkasten geworfen. Wir sprachen über vieles. Über das was wir bis jetzt gemacht hatten, über unsere Ansichten vom Leben, unseren Wünschen und ich vertraute ihn auch meine Krankheit an. Er wirkte alles andere als abgeneigt. Offen schaute er mich an und ich erzählte auch von Mutters Tod und dass wahrscheinlich die Depressionen deswegen zustande gekommen waren. Lange hörte er mir zu. Dann sagte er etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: "Wusstest du dass deine Mutter mich damals versucht hat zu verführen." "Was? Nein. Das glaube ich dir nicht." "Ist aber so. Sie hat mich erpresst, wenn ich mit ihr nichts anfangen tue, wird es mir hinterher leid tun, hat sie gesagt." "Aber warum hast du mich dann genau verlassen? Das hättest du mir doch auch sagen können dass sie das gesagt hat." Allmählich glaubte ich ihm. Es reimte sich. Deswegen war sie so gegen ihn gewesen. Sie war neidisch gewesen und sie hatte ihn gegen mich aufgehetzt und sie hatte mich manipuliert, nicht er mich, wie sie dort erläutert hatte. "Du wolltest keine Beziehung mehr", holte er mich wieder in die Gegenwart zurück. "Okay". sagte ich. Es stimmte. Irgendwann verabschiedeten wir uns und verabredeten uns für morgen Nachmittag an der gleichen Stelle. Es war inzwischen Nacht. Eine milde Nacht, die nach Sommer roch, welcher im vollen Anmarsch war.

Irgendwann gestanden wir uns auch, dass wir uns liebten und eine neue Zeit brach an. Daniel war inzwischen plastischer Schönheits Chirurg und wir blieben in Deutschland, egal was unsere Träume gewesen waren, als wir jung waren. Wir fingen an und zu vertrauen und die Dinge so an zu nehmen wie sie eben waren. Es war nie zu spät für etwas, sahen wir ein, man musste es nur so annehmen wie es war und es akzeptieren und auch mit Kleinigkeiten zufrieden sein. Denn Geld machte auf Dauer nicht glücklich sondern die Zufriedenheit fand man nicht

mit den negativen sondern mit den positiven Ansichten und für jede Kleinigkeit die man hatte dankbar zu sein, egal was es war und ich wusste dass es vielleicht auch so negativ es klang gut war dass alles so gekommen war, denn sonst hätte ich nie gewusst, wonach ich gesucht hatte und ich wurde allmählich wieder gesund und ging wieder arbeiten. Woanders. Es war weder Geld, Ruhm, Macht noch Anerkennung von anderen, Anerkennung die ich mir ja schlussendlich selbst geben konnte. Es war die Zufriedenheit nach der ich gesucht hatte und ich wusste, wenn man etwas wirklich wollte würde man es mit allen Mitteln und Wegen erreichen können.









13. Februar 2022 16:09 0 Bericht Einbetten Follow einer Story
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Das Ende

Über den Autor

Rebecca Wolff Rebecca Wolff ist auf der schwäbischen Alb geboren, wohnhaft im Kreis Stuttgart. Schreiben ist ihr Hobby. Es ist wunderbar in die Welt des Schreibens einzutauchen und auch zu lesen. Sie denkt gerne über den Sinn des Lebens nach, hinterfragt auch vieles. Ihre eBooks beschreiben meistens das Leben.

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